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Mit dem Motorrad durch das wilde Afrika :-)
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Kontrastreiches Suedafrika

April 03, 2010 Von: Birgit Hummel Kategorie: Allgemein

 

CAPE AGULHAS

Der suedlichste Punkt dieses faszinierenden Kontinentes!

 

biggi

 

 

 

 

  

 

 

 

Von mal zu mal faellt es mir schwerer, die Reise festzuhalten. Ich muss mich leider immer mehr dazu aufraffen, einen Bericht, mit wenigstens einigen, bereits sortierten Eindreucken und Gedanken wiederzugeben und niederzuschreiben. Diesmal hat es wieder sehr lange gedauert, tut mir leid fuer all diejenigen, die den Blog regelmaessig aufrufen und  auf Neuigkeiten warten. Naja, nun ist es ja endlich soweit!

Suedafrika ist rein landschaftlich unglaublich schoen und kontrastreich!

Zum Beispiel geht der wilde stuermische Atlantik am Cape Agulhas in den sanfteren indischen Ozean ueber. Das alles geschieht im Bereich des suedlichsten Punktes von Afrika. Am Kap der guten Hoffnung  pfeifen die starken Winde des atlantischen Ozeans und schaut man weiter westlich, erblickt man nur noch den weiten Horizont.

In Suedafrika grenzen Wuesten an Waelder, Berge an Steppen, saftige Felder an duerres, abgegrastes Weideland und Buschland an Gebirge. Manches mal muss man nur wenige Kilometer fahren um ein komplett veraendertes Landschaftsbild vorzufinden .

Auch die Menschen hier sind ziemlich verschieden. SA ist ein Einwanderungsland in dem Farbige mit Schwarzen und Weissen versuchen zu leben. Leider misstrauen sie sich allesamt sehr und das Miteinander scheint meiner Beobachtung nach nicht besonders harmonisch zu sein, wenn nicht gar inexistent, abgesehen vom Buisness Bereich.  Dennoch ist jeder Einzelne den ich bislang kennen lernen durfte, ausgesprochen freundlich, hilfsbereit und gastfreundlich!

Das erste Ziel in Suedafrika war Springbock, eine Stadt die mir etwas geisterhaft erschien. Nicht dass es gefaehrlich gewesen waere, man traf allerdings nach 20.00 Uhr  keine Menschen mehr in den Strassen an, die Stadt schien ausgestorben. Dennoch  fuehlte ich mich gleich wohl und gar nicht unbehaglich. Vorab wurde ich so oft gewarnt vor Suedafrika, dass ich bereits etwas Hemmungen hatte, die letzte Etappe der Reise in den suedlichsten Teil dieses wunderbaren Kontinentes anzutreten. Warnungen gab es bezueglich anderer Laender natuerlich ebenso, stutzig wurde ich nur, weil mich meist die   Suedafrikaner selber vor ihrem eigenen Land warnten. Nachdem ich die Atmosphaere nun in den letzten Wochen etwas kennenlernte, kann ich die Warnungen inzwischen nachvollziehen. Hier scheint leiderkeiner seinem Naechsten zu trauen. Die politischen Versuche, die Menschen hier zuvereinen scheiterten meiner Meinung nach. Es kann nicht funktionieren, wenn man versucht verschiedene Gesetze den Hautfarben  entsprechend zu verabschieden. Ich bin gespannt ob sich meine Eindruecke ueber die Situation im Laufe der Weiterreise durch SA etwas aendern werden. Trotz all den Beobachtungen fuehle ich mich sehr wohl hier und geniesse den Umgang mit jedem einzelnen hier.

Auf dem Weg entlang der Westkueste, lernten wir zwei Motorradfahrer kennen, die uns eine Farm in den Ceder Mountains als Unterkunft und Moeglichkeit, unsere Fahrzeuge mal wieder herzurichten, empfahlen. Wir folgten ihrem Rat und gelangten in eine wunderschoene Gegend mit zahlreichen kurvigen Pisten.

Die Farm stellte sich als wahrhaft abgelegener bezaubernder Ort heraus und wir campierten die folgenden drei Tage dort. Zum Einen, um das Moped fuer die kommenden Etappen fit zu machen aber auch einfach weils so schoen war!

Danach fuehrte uns  der Weg nach Kappstadt, Helmut aus Meckenbeuren und ich waren mit unseren Bikes voraus, Robin und Maria, in ihrem alten Truck kamen einige Stunden nach uns an. Erneut hatten wir enormes Glueck, weil wir eine stadtnah gelegene, alte Farm, die als Campsite umfunktioniert wurde, direkt neben dem Chapman*s Peak gefunden hatten. Ein wunderbarer Ort, voll von Tieren und einem wunderbaren Besitzer Chris nebst einer ebenso netten Frau, deren Namen ich allerdings vergessen habe.

Von dort aus konnte ich jeden Tag ueber schoene Paesse, oder der Kueste entlang, in die City fahren, oder einfach die umliegenden kleinen Fischerdoerfer besuchen, Pinguine beobachten und Kant ausgeblendet, leichtfertig in Tshirt und Stoffhosen den einladenden Strassen folgen. Von Tag zu Tag wurde unsere Gruppe auf dem Chapmans Peak Campsite groesser. Wir entwickelten einen richtigen Gemeinschaftssinn. Alles in allem hatten wir eine sehr interessante und nette Zeit.

Ich wusste waehrend dessen noch nicht genau, wohin es weitergehen sollte. Zum Beispiel haette ich mir gut vorstellen koennen, mit einem Cargo Schiff in den noerdlichen Teil Afrikas zu fahren um von dort die Rueckkehr nach Deutschland anzutreten. Die Cargo Unternehmen bieten diesen Service leider nicht mehr an. Ich spinnte einige Ideen durch, trat dann aber ganz einfach an einem Tag x meine Weiterreise durch SA an. Cape Agulhus, Sand Bay, George und Oudtshoorn. Mich erwartete neben den Paessen der Kueste entlang, bei denen ich wohlbemerkt das Meer schmecken, riechen und spueren konnte eine sagenhafte Kulisse! In George leistete ich mir einen neuen Vorderreifen damit machten die folgenden Etappen noch mehr Spass! Oudtshoorn ist die sogenannte  Hauptstadt der Strausse, niemals zuvor habe ich soviele Straussenfarmen und vor allem Strausse gesehen. So was nennt sich wohl Konfrontationstherapie! 😉

Von Oudtshoorn ging es in die Kangoo Caves ueber den Swartbergpass ins Hinterland. Die Karoo Mountains hinter Oudtshoorn sind sehr beeindruckend. Man faehrt ueber die eine Bergkette und hat bereits die naechste vor Augen. Inmitten dieser Berge bin ich inzwischen gelandet oder haengen geblieben. Der Zufall wollte, dass ich Markus aus Kanada, einen Motorradfahrer der ebenfalls zur besagten Capetown-Gruppe zaehlte, in Oudtshoorn wiedertraf. Er schwaermte mir in den heochsten Toenen von einer Oase vor, die er scheinbar entdeckt habe. Das wiederum hoerte sich so verlockend an, dass auch ich den abgelegenen Ort und die darin verborgene Amber Lagoon aufsuchte. Eine echte Oase in der ich momentan residiere und mit Suzanne und Kurt, den Besitzern dieses schoenen Fleckchens Erde, habe ich erneut wunderbare, interessante und liebenswerte Menschen um mich. Zwischenzeitlich gehoeren Markus und ich fast zum Inventar, helfen nach Bedarf mit die Gaeste zu bedienen oder uebernehmen sonstige anstehende Aufgaben. Unsere Zelte haben wir ueber der Lodge, auf der Spitze des dazugehoerenden Berges aufgestellt und geniessen damit einen unbeschreiblich traumhaften Ausblick sowie bezaubernde Sonnenauf-, oefters allerdings Sonnenuntergaenge! 😉

Ich kann noch nicht sagen, wann ich weiterziehen werde. Auf jeden Fall wuensche ich allen ein schoenes Osterfest und moeglichst viele Ostereier! Moeglicherweise reicht mir dieses Jahr eines, denn auch hier bin ich wieder umgeben von Straussen. Zu denen werde  ich morgen auf Eiersuche gehen!  😉

Viele liebe Gruesse

Bilder folgen sobald ich wieder in die Zivilisation zurueckkehren werde! 😉

Und da bin ich wieder! 13. April 2010

Seit 8 Tagen reise ich in Richtung Osten, nach wie vor bin ich fasziniert von der vielseitigen Landschaft hier in Suedafrika. Ziele waren Knysna, Plettenberg (wo ich Gast bei der lieben Down war, thanks for all down and a bg hug), ueber den Prince Alfred Pass durch die Baavians Kloof nach Port Elisabeth. Inzwischen bin ich in East London (Buffalo City) angekommen und wohne momentan bei Terri und Toni, die ich in Malawi kennengelernt habe. Meine Eindruecke ueber die allgemeine Situation Suedafrikas haben sich weiter verstaerkt. Ein wirkliches Zusammenleben mit gleichen Rechten fuer alle, scheint hier ein Ding der Unmoeglichkeit zu sein. Leider sieht es nicht so aus als wuerde sich sich diesbezueglich in absehbarer Zeit etwas aendern. In der vergangenen Woche wurde zum Beispiel der Führer der rechtsextremen südafrikanischen Burenbewegung, Eugene Terreblanche, auf seiner Farm grausam getötet. Politiker aus Südafrika fürchten jetzt erneute Konflikte.

Dabei ist das Konfliktpotential bereits vorher enorm hoch gewesen. Zm Beispiel wurde vor kurzem von der Jugendorganisation der Regierungspartei ein, nicht umsonst umstrittenes Lied aus den Tagen der Apartheit, in dessen Refrain zur Gewalt gegen Weiße aufgerufen wird,oeffetlich vorgetragen und ueber die Medien publiziert. Der Titel des  Liedes ist Englisch-Afrikaans und lautet  „Kill the Boers“ was uebersetzt heisst, tötet die Farmer. Die Parteien beschuldigen sich momentan gegenseitig und es macht auf mich den Eindruck, als fuerchteten sich alle vor der anstehenden WM und dem damit verbundenen grossen Fragezeichen! Keiner weiss so genau, was passieren wird, aber alle die ich bislang befragt habe scheinen Angst vor dem anstehenden Ereignis zu haben.

Ich habe in den letzten Tagen die lokale Presse hier in East London verfolgt und Gaensehautattaken bekommen. Dass das Gewaltpotential einzelner Menschen hier so hoch ist, war mir (vielleicht zum Glueck) noch nicht bewusst gewesen. In der Zeitspanne von 3 Tagen musste ich von 12 Morden, 8 publizierten Vergewaltigungen (bei einer wurde ein nur 3 Monate altes Baby von einem jungen Mann missbraucht) und zig Einbruechen lesen!   Ich rede hier uebrigens von einer 2 Millionen Stadt, nicht von Johannesburg. Leider kommt hinzu, dass die südafrikanischen Ordnungshüter korrupt und gesetzesbrecherisch sind und oftmals an den Gewaltverbrechen teilnehmen, oder sich aber nicht dafuer interessieren wenn sie gerufen werden. Dies war zum Beispiel bei der Vergewealtigung des Babys der Fall, also haben die Menschen die die Tat ertappten in Selbstjustiz den Taeter erschossen! (In meinen Augen verstaendlich und vielleicht haette auch ich so gehandelt!) Erklaerenderweise muss ich vielleicht noch hinzu fuegen, dass manchen Menschen hier noch glauben, Sex mit einer Jungfrau, je juenger, desto besser, schuetzte vor Aids.

Dabei werden die meisten Delikte nicht einmal veroeffentlicht (ob das nur daran liegt, dass es zu viele sind, oder weil man nicht will, dass die Welt mit den harten Fakten konfrontiert wird, weiss ich nicht)! Es ist eine schwierige Situation mit der die Menschen hier, egal ob schwarz oder weiss, zurechtkommen muessen. Vielleicht sind die Lebendbedingungen im Vergleich zum Landschaftsbild der groesste Kontrast in diesem Land!

Warum schreibe ich das in meinen Reisebericht? Nun auch diese schwarze, traurige Seite ist Teil meiner Erfahrungen.

Mal wieder muss ich ein Dankesgebet nach oben schicken, dass ich das grosse Glueck hatte in Deutschland geboren zu sein.

Trotzdem liebe Gruesse an alle, die dies lesen und unter hoffentlich besseren Bedingungen leben als die Menschen hier!