jamboree

Mit dem Motorrad durch das wilde Afrika :-)
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Artikel der Kategorie Mai, 2010

Fruehling in Deutschland

Mai 21, 2010 Von: Birgit Hummel Kategorie: Allgemein

Erst die Fremde lehrt uns, was wir an der Heimat haben.

Theodor Fontane (1819 – 1898)

Ich hoere mindestens 10 Voegel im Garten zwitschern- Musik kann nicht schoener klingen und erfuellender sein. Es ist 5.oo Uhr frueh in Ravensburg. Den deutschen Fruehling kenne ich eigentlich anders und erwartete ihn auch waermer und angenehmer… ! Und doch ist es wunderbar durch  unsere Mischwaelder, die in den verschiedensten Gruentoenen schimmern und ein Erwachen symbolisieren zu gehen, den Flieder zu riechen und das alles wieder mit offenen Sinnen wahrzunehmen und darueber Staunen zu koennen. Mir scheint es, als staende ich noch neben mir, ich bin zwar wieder da aber eigentlich bin ich noch gar nicht  ganz da, noch nicht vollstaendig angekommen. Es ist als ob ploetzlich Deutschland und das Hiersein nicht der Realitaet entsprechen wuerden. Hoert sich verrueckt an, ich weiss, aber keine Angst ich bin nicht verrueckter, als ich es vorher schon war (das reicht schliesslich ;-)),  es ist vielmehr ein Zeichen wie real ich in Afrika war und Afrika fuer mich war, weil ich mich als Teil davon fuehlte.

Aehnlich wie ein langsames Erwachen von einem wunderschoenen Traum (zum Glueck dauert meine Aufwachphase immer etwas laenger als bei anderen Menschen) aus dem ich aber vielleicht noch gar nicht ganz aufwachen moechte.

So eine Reise gibt so viel, lehrt einen Verschiedenstes und hinterlaesst deutliche Spuren. Diese Spuren hatte ich in Tansania, dem fuer mich im Nachhinein einpraegsamsten und erkenntnisreichsten Land, erwaehnt. Genau da hatte ich aufgehoert zu vergleichen und anfangen koennen, Afrika und Afrikaner zu verstehen, kennenzulernen und mich als Teil davon zu fuehlen!

Wenn ich jetzt zurueck denke, sehe ich das Lachen der Menschen, seien es Kinder oder Erwachsene. Dieses tiefe ehrliche, authentische und so reine Lachen, dass mir immer wieder das Gefuehl gegeben hat, willkommen zu sein. Dieses Lachen das einem in Mark und Bein uebergeht. Dieses Lachen, das einen zum Mitlachen anregt. Dieses nicht hoeflich anerzogene sondern so offen und geraderaus kommende Lachen, dass man nicht vergessen kann und niemals vergessen will.

Jeder Reisetag brachte eineVielzahl an Erlebnissen und Impressionen. Wenngleich jeder davon, durch dieselben fast schon Rituale, wie Motorrad satteln, fahren, Essen organisieren und einen Schlafplatz suchen gezeichnet waren und ich den Eindruck hatte, nichts Besonderes sei passiert, war er rueckblickend voll neuer Bilder, Landschaften und zahlreicher, wertvoller  Begegnungen.  Die Anzahl der bedeutenden kleinen Augenblicke und Details der Umgebung sowie faszinierende Farbenspiele zauberten doch immer wieder aufs Neue etwas ganz Besonderes.  Als Reisender hat man immer Zeit für einen Austausch und  Zeit für den Anderen. Warum geht dies in Afrika leichter als bei uns? Sicher liegt es mit daran, dass Zeit etwas so Relatives ist. Hatte ich nicht bereits im Artikel uber Tansania das Sprichwort zitiert, „wir haben die Uhren, die Afrikaner die Zeit“  und Zeit ist einer der groessten Schaetze und Reichtuemer die man auf diesem Kontinent vorfindet. Auch die Afrikaner untereinander schenken sich nach meiner Beobachtung mehr Zeit als ich dies im Alltag zu Hause kenne  und wahrnehme. Als Europaeerin,  die sich oft durch die Uhr das Leben dirigieren lassen muss, fiel es mir anfangs schwerer, diese Ruhe und Gelassenheit zu akzeptieren. Dabei schmuecken den Alltag bereits kleine, wie ich sie inzwischen bezeichne,  „Zeitgeschenke“ wie ein Lächeln, ein Händedruck, ein Kompliment, Augenkontakt oder eine Interessebekundung in wunderbarer Weise und koennen Achtung und Respekt vor Land und Leute hinterlassen und Beziehungen herstellen. Auch Zeit, die Natuer und all ihre Wunder zu geniessen ist meines Erachtens eine der besten Investitionen.

Heute frag ich mich, wo bleibt denn unser Respekt diesen Menschen gegenueber? Wenn wir immer wieder meinen ihnen sagen zu muessen, wie sie zu leben haben. Oder wenn wir versuchen, Ihnen unsere Weltanschauung und Kultur indoktrinieren zu wollen. Was geschieht da? Warum koennen wir Afrika nicht Afrika sein lassen, und im Gegenteil eher versuchen, etwas von der afrikanischen Unbeschwertheit und Lebensfreude, die sie  verkoerpern zu lernen. Warum werfen wir bettelnden Kindern Bonbons oder Groschen vor die Fuesse und wundern uns dann, wenn diese auch noch als Erwachsene betteln, nicht arbeiten und uns Weisse dafuer verachten. Sollten wir nicht vielmehr das Fremde und Andersartige genau so respektieren und achten wie das Bekannte? Das ist es doch, was zumindest in meinen Augen die Welt im Grossen und im Kleinen so besonders macht! Wer gibt uns denn das Recht zu urteilen, was richtig und was falsch ist. Fragen ueber Fragen die mich sicher noch weiter beschaeftigen werden aber hier meine subjektive Sicht aufzeigen sollen.

Ich hoffe, dass ich durch meine Reise nicht nur riesig beschenkt wurde, sondern auch etwas weitergeben konnte. Vielleicht konnte ich bei dem Einen oder Anderen durch Gespraeche  uebermitteln, dass auch in unserem von den Afrikanern oft idealisierten Deutschland oder Europa nicht alles Gold ist was glaenzt und viele Menschen trotz all dem Ueberfluss undankbar, ungluecklich oder unzufrieden sind. Werteverluste, Familienzerwuerfnisse, Glaubenssuche, Einsamkeit… alles Probleme, die in Afrika sicher nur unterschwellig auftreten, die aber von den Medien nicht nach Afrika transportiert werden und dadurch dieses Bild der Traumwelt, in die viele fluechten moechte, suggerieren. Hoffentlich konnte ich bei manchen Menschen diesen Eindruck relativieren und hoffentlich kam die von mir oftmals geäusserte Bewunderung ueber Laender und Menschen genuegend zum Ausdruck!

Fragt sich nun was gut oder besser, richtig oder falsch ist, wer weiss das schon….? Fuer mich war fast alles neu, anders, ungewiss und ich musste mich daran gewoehnen um es achten und lieben zu lernen und um fuer mich daraus lernen zu koennen. Dann ging es erst mich davon bezaubern und verzaubern zu lassen.         Die beschriebenen Faktoren lösten in mir die endgültige Faszination Afrikas aber auch dieser Reise fuer mich aus!

So schoen es heute wieder ist, zu Hause zu sein und auch hier das Staunen wieder zu entdecken, zieht es mich erneut in die Weite. 😉 Ob dies nun daran liegen mag, dass ich noch nicht ganz erwachen moechte, oder aber daran, dass ein Teil von mir noch in der Ferneist. vielleicht ist es aber einfach das Fernweh … ? 🙂    Ich bin auf alle Faelle gluecklich diese wertvolle Fahrt gemacht zu haben und wuerde sie jederzeit wieder machen Es warten in jedem der bereisten Laender noch immer so viele Schaetze  die ich gern entdecken moechte!  Jedem der sich gedanklich mit der Idee auseinandersetzt eine Transafrika Reise zu unternehmen, kann ich nur dazu ermutigen, man kann nur gewinnen! 😉                                                                                                                                                                                                                                                            In spaetestens zwei Jahren werde ich diesen Blog fortsetzen, womoeglich mit neuem Titel, aber wer weiss, vielleicht wird es auch „Afrika die Zweite“.

Viele liebe Gruesse, Birgit

An die Freunde
Wieder einmal ausgeflogen,
Wieder einmal heimgekehrt;
Fand ich doch die alten Freunde
Und die Herzen unversehrt.
Wird uns wieder wohl vereinen
Frischer Ost und frischer West?
Auch die losesten der Vögel
Tragen allgemach zu Nest.
Immer schwerer wird das Päckchen,
Kaum noch trägt es sich allein;
Und in immer engre Fesseln
Schlinget uns die Heimat ein.
Und an seines Hauses Schwelle
Wird ein jeder fest gebannt;
Aber Liebesfäden spinnen
Heimlich sich von Land zu Land.
Theodor Storm (1817 – 1888)


Suedafrika und Rueckreise

Mai 05, 2010 Von: Birgit Hummel Kategorie: Allgemein

🙂

In East London genoss ich zu Gast bei meinen lieben Freunden Toni, Terry und deren Kinder Tana und Ros zu sein. Wunderbare Menschen, die mich direkt in ihre Familie aufgenommen hatten. Toni hatte sich an einem der Tage frei genommen. Gemeinsam haben wir eine Tour auf der Adrenalin, einem Speedboot, gemacht- olala! Der etwas verreuckte Bootsbesitzer und Freund von Toni heizte mit 90 Sachen ueber die wilden Wellen des indischen Ozeans. Auf der Reuckfahrt steuerte er fullspeed auf den Landsteg zu, eieiei, aber ich war tapfer und verstand meine Angst zu verbergen. Wir hatten in East Lomdon so eine wunderbare gemeinsame Zeit, dass wir beschlossen noch das Wochenende in Whole in the Wall, gemeinsam zu verbringen.   Whole in the Wall liegt in der ehemaligen Transkei oder heutigen wild coast. In East London lernte ich Bernd einen Freund von Toni un Terry kennen. Auch er ist leidenschaftlicher Motorradfahrer. Gemeinsam machten wir uns bereits am Freitagvormittag auf den Weg quer durch die Transkei.

Die Wild Coast, deren Name etwas unpassend gewaehlt wurde, da die Küste sicher ist, beeindruckt mit ihren saftig grünen Hügeln, imposanten Felsenriffs, Klippen, Flußmündungen, reizvollen Lagunen und ursprünglichen Siedlungen. Sie ist sicher eine der  schönsten Küsten Südafrikas. Erfreut hatte ich den Eindruck wieder ins schwarze Afrika zurueckzukehren. Die einzelnen Siedlungen, mit den leuchtend gruen gestrichenen Rundhuetten der Xhosa, passen wunderbar in die  saftig gruene subtropische Landschaft. Auf den Pisten fanden sich wieder mehr Tiere und Menschen als Fahrzeuge vor. An jeder Ecke wurde gewunken und gegruesst…. ! Endlich war ich wieder im Afrika wie ich es vom oestlichen Teil des Kontinentes kannte.

Wir ueberquerten in einem kleinen Kutter eine Flussmeundung bei Kei Mouth und steuerten Whole in the Wall an. Leider hatte es vormittags bereits angefangen zu regnen, was die Fahrt ueber die Pisten, die man teilweise wirklich als wild bezeichnen konnte, etwas verlangsamte. Irgendwann mittags hatte Bernd einen Platten. Also galt es  im stroemenden Regen Reifen flicken. Bis dahin war ich bereits komplett durchgenaesst. Wir erreichten das Kuestendorf erst spaet am Abend, gegen 22.00h! Total durchnaesst und durchgefroren nahm ich noch vor dem ersten Bierchen ein heisses Bad! 😉

Am naechsten Morgen erst konnte ich das paradisiche Oertchen sehen und geniessen. Nach zwei sehr schoenen Tagen, Sonennschein und Entspannung hies es dann traenenreichen Abschied zu nehmen. Mal wieder fiel es mir schwer einen Ort, vor allem aber lieb gewonne Menschen zu verlassen, etwas woran ich mich waehrend der ganzen Reise nicht gewoehnen konnte.

Ich packte meine sieben Sachen auf mein Bike, setzte meinen Helm auf, startete den  Motor, winkte noch ein letztes mal und weiter gings ins Unbekannte. Bald setzte gluecklicherweise wieder das unbeschreiblichen Freiheitsgefuehl ein, das mich so oft ueberkam, wenn ich weiterzog und noch nicht genau wusste, wo ich am Abend landen wuerde.  „Heute hier morgen dort, bin kaum da muss ich fort…“ eins der Lieder die ich dann fuer gewoehnlich strahlend unter unter meinem Helm traellerte. 🙂

Port St. Johns, ein verwegenes Oertchen an der Mündung des gewaltigen Umzimvubu Flusses, inmitten dichter subtropischer Urwälder, war mein naechstes Ziel. Erneut ein Teil des authentischen Afrikas! Von einer kleinen Landebahn auf den Bergen um St. Johns, kann man die zwei beruehmten  Sandsteinberge durch die der Umzimvubu Fluss ins Meer fliesst, bewundern.  Zu Gast bei einem ehemaligen Farmer und Minenbesitzer  aus Zimbabwe, erfuhr ich viel ueber die Mugabe Herrschaft und Tyrannei im ehemaligen Rhodesien.

Weiter in Richtung Norden, steuerte ich eigentlich am folgenden Tag Lesotho an. Auf dem Weg bei einem kurzen Foto- und Zigarettenstopp registrierte ich, dass die Kette meines Motorrads, obwohl zwei Tage vorher gespannt, erneut durchhing. Nun nach bis dahin 30.000 gefahrenen Kilometern verstaendlich, dass sie nun oefters mal einen Haenger hatte. Also nahm ich mich ihrer an, bemerkte jedoch beim Festziehen der Schrauben meines  Hinterrades ein Zentimeter grosses Spiel der Achse nach links und rechts. Die Befestigungsschraube der Schwinge war an beiden Seiten ausgeschlagen. Hmm, weit und breit keine Werkstatt, also machte ich kehrt, begab mich auf die geteerte Bundesstrasse und fuhr zuueck in Richtung East London. Dort angekommen, konsultierte ich die Jungs bei KTM. Die gaben mir gruenes Licht fuer die Rueckfahrt nach Kappstatt, meinten aber ich solle auf keinen Fall die Teerstrasse verlassen. 🙁

So schlimm war das Ganze aber nicht, denn eigentlich haette ich ohnehin nur einen Tag Zeit fuer Lesotho gehabt, denn in der Zwischenzeit stand mein Reuckflug ab Kappstatt fest. Folglich fuhr ich in den kommenden Tagen ueber das zauberhafte Karoo Staedtchen  Graaf Reinet, die wunderschoene Route 62 entlang in Richtung Westen. Ich besuchte nochmals Kurt und Suzanne in der Amber Lagoon, wo ich dann zu unserer gegenseitigen Freude ueber das dritte zufaellige Treffen,  nochmal auf Markus aus Kanada traf (er war zwei Tage vor mir dort eingetroffen- hatte seine Erstzteile in Kappstatt endlich bekommen und eingebaut). Dann weiter durch die Karoo Mountains nach Kappstatt, steuerte ich eigentlich den Caravan Park an. Ein paar Meter zuvor jedoch lernte ich am Strassenrand Tim, einen Zimmermann aus Deutschland kennen. Tim war waehrend seiner Zeit auf der Walz das erste Mal nach Suedafrika gekommen und hatte sich waehrend der Zeit in das schoene Land verliebt! Er bot mir fuer meine letzten Naechte in SA sein GAestebett an, was ich natuerlich dankend annahm!

Meinen Reuckflug trat ich dann am 30.04.2010 an. Mein Motorrad wurde tags zuvor auf Paletten geschnallt und flog am naechsten Tag mit mir gemeinsam nach Muenchen. Der Ruecktransport war unkomliziert und easy. Es war ein tolles  Gefuehl dann in Muenchen nach dem Regeln der etwas umstaendlicheren deutschen  Zollformalitaeten,  auf mein Motorrad zu steigen und mich in Richtung Heimat aufzumachen.  Wenngleich es  unglaublich kalt und nass war, denn leider hatte ich  mir mit der Nacht zum ersten Mai nicht unbedingt das beste Wetter  fuer meine Ankunft ausgesucht! Endlich kam ich nachts um 00.30h voellig durchnaesst und durchgefroren bei meinen Freundinnen Coli und Babo an. Ein Begruessungskomitee, bestehend aus den zwei Maedels und zwei Streifenwagen, die mit Blaulicht am Ende einer gesperrten Strasse, die komliziert umgeleitet wurde (und ich nichtsahnend, dass mich die Herren Ordnungshueter am Ende erwarten wuerden, ueber die paralell verlaufende Fussagengerbruecke umgehen konnte) entschaedigten mich fuer die vergangenen nass kalten Stunden auf meinem Motorrad! Es lag  eine lange lange Nacht vor uns und meine stark beanspruchten Stimmbaender gaben erst als es bereits hell wurde auf zu funktionieren.

Inzwischen bin ich bei meinen lieben Eltern auf der schwaebischen Alb angekommen. In den kommenden Tagen trete  ich dann endgueltig meine Heimkehr nach Ravensburg an. Dabei begleiten mich ein lachendes und ein weinendes Auge.

Die Zeit war wunderbar!

Schoen…


  • ueber das Fremde und das Bekannte staunen zu duerfen
  • viel erfahren und gelernt zu haben
  • wunderbare Menschen kennen gelernt zu haben
  • zu wissen wo man herkommt und wohin man zurueckkehrern kann
  • tolle und interessante Mitreisende getroffen zu haben, mit denen ich die Freude und Faszination dieses schoenen Teiles unserer Welt teilen konnte
  • eine wunderbare Familie und tolle Freunde zu haben (Sorry Mama und Papa, dass ich Euch so manches mal um Euren Schlaf gebracht habe)
  • dass mich viele Menschen, durch die Verfolgung meiner Aufzeichnungen begleitet haben


Ich habe viele viele Eindruecke gesammelt und mir diverse Gedanken ueber meine Reise, die Laender und die Menschen gemacht. All dies muss ich in den kommenden Wochen etwas ordnen und sortieren, vielleicht kann daraus noch eine Art Endbericht oder Resumee  wachsen…


Danke fuer das grosse Geschenk!